Ältere Beschäftigte mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen möglichst lange zu halten – eine gute Antwort auf den Fachkräftemangel. Aber wenige haben ältere Mitarbeitende im Blick. Warum ist das so? Liegt das an unseren (überholten) Altersbildern?
Hört man sich bei älteren Beschäftigten um, stellt man fest, dass sie nicht gefragt werden, wann sie planen, in Rente zu gehen oder warum sie vorzeitig in Rente gehen wollen. Geschweige denn, ob sie sich vorstellen könnten, länger zu bleiben, gerne auch in Teilzeit oder mit einem expliziten Projektauftrag Personalentwicklung für Ü50? Großenteils Fehlanzeige. Dabei zeigen Studien, dass Menschen durchaus gewillt sind, länger zu arbeiten, wenn die Rahmenbedingungen und das Unternehmensklima stimmen. Im Vordergrund stehen Freiwilligkeit und Flexibilität.
Es gibt Unternehmen, die dieses Potential erkannt haben und sich auf den Weg machen, wie die Stuttgarter Lebensversicherung a.G. Was gab den Ausschlag?
„Das Thema PE 50 + beschäftigt uns zum einen durch den zunehmenden Fachkräftemangel, den wir bei der Nachbesetzung von Stellen schmerzhaft spüren. Zum anderen haben wir eine Belegschaft, die sehr stark von den Babyboomer-Jahrgängen geprägt ist und bei uns zu vielen altersbedingten Abgängen in den nächsten Jahren führen wird. Das hat uns zur Frage gebracht, muss das eigentlich so sein? Und was können wir als Unternehmen tun, um Mitarbeitende zu motivieren, länger bei uns arbeiten zu wollen“, sagt die stellvertretende Personalleiterin Karina Bunke.
Einfach mal die Menschen fragen und gemeinsam eine Strategie entwickeln, schlugen wir der Stuttgarter Lebensversicherung a.G. vor. Wir identifizierten in einem Strategieworkshop Handlungsfelder, die von zwei Fokusgruppen – einer altershomogenen und einer altersgemischten Gruppe - unter die Lupe genommen wurden. In beiden Gruppen wurde das Arbeiten in altersgemischten Teams als sehr gewinnbringend empfunden. Etliche können sich auch vorstellen über 67 hinaus zu arbeiten, wenn sie Wertschätzung erfahren, gebraucht werden, interessante Aufgaben bekommen sowie zeitlich befristete Projekteinsätze und flexible Arbeitszeitmodelle ermöglicht werden. Überraschend waren die positiven Altersbilder: Die Jüngeren schätzen an ihren Ü50 Kolleginnen und Kollegen die Erfahrung, die auch Gelassenheit mit sich bringt. Die Älteren an den Jüngeren die Unbekümmertheit, mit der sie manches Neue angehen. Ein vielversprechender Vorschlag war ein Kompetenzpool erfahrener Expertinnen und Experten für Engpässe oder für Projekte.
Wie geht es für die Stuttgarter Lebensversicherung a.G. weiter?
„Wir haben uns ganz unterschiedliche Maßnahmen vorgenommen. Wir wollen z.B. Modelle schaffen, die eine Beschäftigung auch über das Regelrenteneintrittsalter hinaus attraktiv macht und den Austausch zwischen älteren und jüngeren Mitarbeitenden weiter fördern. Unseren erfahrenen Kolleg*innen zu zeigen, wie sehr wir ihr Know-How und ihre Arbeit wertschätzen, ist außerdem ein elementarer Bestandteil unserer Aktivitäten“, resümiert Karina Bunke.
Gabriele Bartsch und Dr. Christine Dörner von weitgeblickt wünschen dabei viel Erfolg!